Zeltlen am Cirquito de los Altares in prominenter Gesellschaft |
Dezember 2006: 33 Tage El Chaltén... als wir in El Chaltén ankamen, war gerade der 3. Tag eines 3tägigen Schönwetterfensters... danach: peitschender Regen und Windstärken, die wir bei uns nur von heftigem Föhnsturm her kennen... Bergsteigen konnten wir vergessen. Doch vor lauter Kaffee-Trinken, Bouldern und wandern wurde es uns hier zu eng... wir beschlossen kurzerhand zu Plan B zu wechseln: Das Trekking um das gesamte Patagonien/El Chaltén Bergmassiv über das Inlandeis.
Startpunkt: El Chaltén |
1. Tag: Wir starten in El Chaltén noch mit leichtem Gepäck, da wir all unser Material sowie das Zelt im Campamento Agostini am Fusse des Fitz Roy haben. Dies bedeutet ein kleiner Umweg, doch der Weg ist schön, durch knorrige, barbeissige und windgepeitschte Steineichenwäldchen, dann mit allem Gepäck weiter Richtung Lago Electrica, vorbei am Refugio Fraile, wo uns der Wind und Regen nur so um die Ohren peitscht... schliesslich zum Playita, am Ende des Lago Electricos. Wir sind alleine im Camp. La Playita (565 m) Kein Wunder, hat uns der Wind tatsächlich fast fortgeblasen und einfaches Gehen über Stock und Stein wurde schon zum Abenteuer...
Völlig durchnässt stellen wir unser super 1-Wand-Zeltchen. D.h. ich krieche mitsammt den Rucksäcken hinein, damit es uns das Zelt nicht fortblässt, und stelle die Stangen auch gleich von innen auf. Pflotschnass, müde und zufrieden richten wir uns für die Nacht ein.
Marschzeit: wer weiss, so ca. 6-7 h vielleicht
GPS Punkt: 49°12'46''S / 73°03'53''W
GPS Punkt: 49°12'46''S / 73°03'53''W
schwer beladen |
So sollte es sein... |
und so war's: im peitschenden Regen am Lago Electrico |
2. Tag: Vom Lago Electrico geht's mehr oder weniger gemütlich weiter Richtung Passo Marconi. Hier steigen wir, immer noch im strömenden Regen auf das Inlandeis (ca. auf 1500 m) auf. Wir sind froh, die Schneeschuhe ausgeliehen zu haben, und ich bin überglücklich, meine Skibrille eingepackt zu haben...
Hinauf zum Inlandeis: Passo Marconi |
nur ein roter Punkt im ewigen Weiss |
Gemäss GPS standen wir um punkt 12 Uhr auf dem Punkt 40°1'59''S/73°09'54''W, dem empfohlenen 1. Camp auf dem Inlandeis. Es bestände die Möglichkeit, in die ca. 1 h nahe ... Hütte weiterzugehen, und dort, den Umweg in Kauf nehmend, in einem Hüttchen zu übernachten. Wir beschliessen, einfach auf der Route weiterzulaufen, bis es uns "verleidet"...
(Marschzeit um die 10 h, ca. )
ganz klein fühlt man sich hier... |
Wir wandern Stunde um Stunde im immerwährenden Weiss... es scheint, als kämen wir kaum voran, in der unendlichen Weite des Inlandeises... doch schliesslich erreichen wir doch das Camp. del Circo (1345 m), am Fusse des Cerro Torres. Müde und hungrig stellen wir, wie gewohnt im Wind von innen, unser Zeltchen und machen es uns bequem. Auf diesen Abend hat der Wetterbericht ein kleines Schönwetterfenster vorausgesagt... wir sind gespannt.
GPS: 49°17'06''S / 73°09'04''W
GPS: 49°17'06''S / 73°09'04''W
Hier habe ich den Jetboil lieben gelernt... kochen auf der Thermarest-Matte |
Pünktlich klart das Wetter auf. Sogar der Wind beruhigt sich... wir haben die schönste Aussicht der ganzen Ferien.
Das Schönwetter-Fenster bestätigt sich genau für einige Stunden - wir sind mal wieder am richtigen Ort |
doch die Front ist nicht weit... |
Hier ist man ganz allein auf der Erde |
3. Tag: Die klare Nacht hat zu unserem Vorteil gearbeitet. Die Schneedecke ist hartgefroren. Wir können unsere Schneeschuhe auf den Rucksack packen und leichten Fusses über den harten Firn wandern. So kommt man voran. Gemütlich geht's südwärts. Unser Tagesziel: Die grünen Wälder vom Cam. Laguna Toro, wieder auf der Ostseite der Patagonischen Supertürme. (Marschzeit um die 10 h)
Wir verlassen das Hielo Grande auf Punkt 49°22'40''S/73°09'13''W 1090 m mit Windstärken, die uns mehrmals in die Knie zwingen. Über Block- und Moränengelände ziemlich abenteuerlich... gut haben wir Stöcke dabei. Entlang der Moräne finden wir tatsächlich den Wanderweg... jetzt ist "nur" noch der Passo del Viento (1428 m) zu queren. Abermals kämpfen wir mit dem Wind. Manchmal müssen wir uns vor den Böen hinter grossen Steinblöcken ducken, immer wieder gehen wir in die Knie, um dann, wenn die Böe mal nachlässt, einige Meter vorwärts zu kommen. Imposant, das Wetter hier.
Hinter dem Passo del Viento lässt der Wind nach. Wir sind geschützt. Wir sehen den Lag. del Guanaco, erreichen den Glaciar R?io Túnel, der Weg führt für eine Stunde über diesen, nördlich vorbei am Lag. Toro, und schliesslich, wieder im wunderlichen Grün der Wiesen und Wälder zum Camp. Laguna Toro auf 667 m. Phu, streng war's.
Auch das Wetter ist wieder "beruhigend" schlecht, also haben wir keinen Gipfeltag mit unserem Trekking verpasst....
Kneippkur beim Queren des Gletscherbaches Río Túnel |
4. Tag: Der strengste Tag... die Füsse schmerzen langsam und das Bier und die Bife sind nah... und doch sind es nur ca. 5 h retour entlang dem Rio Tunel, dann vorbei am Lomo Pliege estumbado (einer der schönsten Aussichtspunkte El Chalténs) zurück nach El Chaltén 404 m. Schön war's. Einmalig. Streng. Naja, es hätte auch noch mehr Camp. zur Verfügung. Doch lieber laufen als im Zelt herumliegen, oder?
Die Schlechtwetterfront ist uns dicht auf den Versen... von da hinten komen wir... |
Blumenwiesen und der Passo del Viento am Horizont |
die letzten 2 h in die andere Richtung |
Das wird mit einem Risotto gefeiert... |
"seamsealern"... |
Proviant |
Das patagonische Inlandeis oder Hielo Continentale ist nach den polaren Eisregionen und den Gletscherflächen Grönlands das viertgrößte Eisgebiet der Welt. Zwei ausgedehnte Eisflächen liegen im Zentrum der patagonischen Anden. Mit den abfließenden Gletschern bedeckt das Eis hier eine Fläche von etwa 22.000 km². Alle Alpengletscher zusammen umfassen „nur” ein Gebiet von 3.500 km².
Kartenmaterial: Beste Karte "Patagonian South Icefield, Monte Fitz Roy", 1: 50'000, ISBN 978-1-879568-09-9, mit GPS-Angaben.
Geführte Touren: http://www.rockandpowder.ch/
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